Aber in diesen Thread war die Rede von der DDR und
(ich ergänze den Satz anders) weder die DDR noch irgendwer in der DDR hat den sozialistischen Realismus erfunden - im Gegenteil, den Kulturschaffenden in der "Ostzone" wurde diese aus den 20er Jahren stammende russisch/sowjetische ideologische Kunst/Kulturdoktrin vorgeschrieben. Verkürzt/vereinfacht gesagt: die sowjetische Sieger/Besatzungsmacht schrieb das kulturpolitisch vor, SED & Co. setzten es willig durch.
Zu erwähnen ist freilich auch, dass dieses ideologische Programm mit seinen revolutionären Wurzeln ----- Majakowski (russ. Futurismus) "
iß Ananas, Bourgeoise, dein letzter Tag bricht heran", Gorki "
Sturmvogel" (Gedicht), Gorki "
die Mutter" (Roman, maßstabsetzend, übrigens 1907 erschienen, da gab es noch lange keinen offiziell verordneten Agitprop, Sozialist. Realismus etc, sondern da herrschte noch der Zar) Blok "
die Zwölf" 1918 (Poem, von Paul Celan (!) übersetzt) ----- nicht einfach nur in Wort, Bild, Ton sozusagen Kommunistenmumpitz ist (deswegen erwähnte ich das
künstlerische (literarische) Schwergewicht Maxim Gorki) und höchst faszinierende Wurzeln in der Kombination von Realismus, Symbolismus und Revolution hat (siehe Blok) - - mit der später immer gefestigteren und ideologisch doktrinären "marxistisch-leninistischen" Herrschaft geriet der sozialistische Realismus freilich mehr und mehr zur erstarrten Doktrin.
Was
Anna Seghers betrifft: ihre beiden beachtlichen Hauptwerke, in welchen ihr literarischer Ruhm gründet, lagen 1928 (
Aufstand der Fischer in St.Barbara) und 1942 (
das siebte Kreuz) vor und haben NICHTS mit sozialistischem Realismus zu tun - als Vorsitzende des DDR Schriftstellerverbands (die große das siebte Kreuz Seghers als berühmtes Aushängeschild!) hatte sie in ihrer Ostberliner Zeit 1950 bis zu ihrem Tod 1983 weder die Qualität noch die Popularität ihrer Hauptwerke nochmals erreicht. Zum verordneten DDR Sozrealismus werden ihre Schriften von 1950-83 gerechnet, aber diese sind nicht "die" Seghers.
IM Margarete -- also Christa Wolf. Wie schaut es im "
geteilten Himmel" aus? Scheint ein Musterexemplar zu sein:
http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/wp-content/uploads/2015/09/VIII.Christa_Wolf.pdf (Zitat daraus)
Bei dem Roman Der geteilte Himmel handelt es sich − streng genommen − um einen ›stalinistischen‹ Roman, der auf SED-Linie liegt und den Mauerbau 1961 legitimiert. Andererseits ist er – in kennzeichnender und entscheidender Widersprüchlichkeit – nicht ›volkstümlich‹, sondern vergleichsweise ›formalistisch‹ und in ›moderner‹ Montage-Technik verfasst, die den prägenden Einfluss Anna Seghers’ erkennen lässt.
Der sozialistisch-realistische Plot der Erzählung: Auf einem Dorf lernt das Flüchtlingsmädchen Rita Seidel 1959 den zehn Jahre älteren Chemiker Manfred Herrfurth kennen. Die Beiden verlieben sich schnell ineinander, obwohl sie in vielerlei Hinsicht (altersmäßig, soziale Herkunft etc.) sehr ungleich sind. Rita zieht zu Manfreds Eltern in die Stadt, um dort Lehrerin zu werden, und arbeitet zugleich als Werkstudentin in einem Waggon-Werk. Manfred entwickelt eine Erfindung (Spinnmaschine) und stößt dabei auf Schwierigkeiten, woraufhin er nach Westberlin geht. Rita will ihm folgen, fühlt sich aber bei einem Besuch in Westberlin nicht wohl. Im Waggonwerk kommt es zu einem ›Unfall‹ (der auch ein Selbstmordversuch sein könnte); als Rita Ende August 1961 wieder zu sich kommt, ist ihr – seit dem Mauerbau – die Entscheidung schon abgenommen worden. Während der Rekonvaleszenz reflektiert Rita ihre Beziehung zu Manfred und entscheidet sich mithilfe des Betriebskollektivs für den sozialistischen Staat.
Grundidee der Erzählung ist die Konfrontation zweier Charaktere. Zugleich kommt es zum Systemvergleich, bei dem das sozialistische als das moralisch Bessere obsiegt, auch wenn die materielle Überlegenheit des Westens konzediert wird. Schwächen des realen Sozialismus werden nicht verschwiegen, aber als vorübergehend und behebbar dargestellt.
@Ralf.M übrigens:
Der sozialistische Realismus war eine ideologisch begründete Stilrichtung der Kunst des 20. Jahrhunderts mit dem Versuch starker Wirklichkeitsnähe und dem Fehlen von Abstraktion und Ästhetisierung.
Sozialistischer Realismus (kurz auch
Sozrealismus genannt) war eine
ideologisch begründete
Stilrichtung der
Kunst des 20. Jahrhunderts mit dem Versuch starker Wirklichkeitsnähe und dem Fehlen von Abstraktion und
Ästhetisierung.
es ist keine Schande, aus
Sozialistischer Realismus – Wikipedia zu zitieren - eine Tugend wäre, Zitate als solche kenntlich zu machen