Da steht zum Buch von Herrn Rohmann:
"Das (Verweis auf ein bekanntes Magazin, wegen des im Forum geltenden Werbeverbots durch mich entfernt) empfahl Rohmanns Werk Christianity, Book-Burning and Censorship in Late Antiquity, welches argumentiert, dass christliche Autoren Bücher als Körper gesehen hätten, die von Dämonen bewohnbar seien, die im Feuer vernichtet würden.[5] "
Dirk Rohmann – Wikipedia
Ob das im Einzelnen bei Herrn Rohmann so nachzulesen ist, müsste man sich dann einmal anschauen
Das behauptet Rohmann in der Tat mehrmals, explizit z. B. auf S. 91:
"In sum, both imperial legislation and Christian authors such as Augustine and Prudentius shared the belief that unlawful books contained demons that were keen on spreading mental diseases. It is thus logical that the act of banning or burning these books was viewed as a cure in the different late antique sources that I have discussed so far."
Für die Behauptung, die Dämonen könne man nach christlicher Auffassung durch das Feuer vernichten, gibt es also offensichtlich keinen Beleg.
Die Belege für die Behauptung, Augustinus und Prudentius hätten Bücher als Wohnorte von Dämonen angesehen, suche ich vergeblich.
Den Versuch einer Beweisführung meine ich auf S. 228 gefunden zu haben::
"Drawing from Varro’s account, Augustine concludes that Numa “by an unlawful curiosity” was inspired by demons to write down the causes for Roman rites, but decided to bury these books (which were allegedly influenced by Pythagorean philosophy) as he was worried that either their dangerous content became known if published or the demons would rage against him if he had destroyed these books.
This again shows that people like Augustine believed that books contained demons. Augustine seems to be sympathetic with the senate’s decision to burn these books, arguing that “human curiosity” would otherwise have been tempted to search for these books since the matter had already been divulged."
Leider fehlt hier ein Zitat, das Augustinus' angeblichen Glauben belegen könnte. Liest man bei Augustinus nach, steht da folgendes:
"ita quod scire neminem uoluit, ne homines nefaria doceret, uiolare autem timuit, ne daemones iratos haberet, obruit, ubi tutum putauit, sepulcro suo propinquare aratrum posse non credens."
=
"So vergrub er denn das, was niemand wissen sollte, damit nicht die Menschen Abscheuliches daraus lernten, was er jedoch zu beschädigen sich scheute, damit er nicht die Dämonen wider sich aufbringe, er vergrub es an einem Ort, wo er es für geborgen hielt, da er nicht annahm, daß der Pflug an sein Grab herankommen könne."
Damit gibt Augustinus mitnichten Auskunft über seine eigene Überzeugung, vielmehr schreibt er von der Überzeugung Numa Pompilius': Der soll nämlich Angst davor, gehabt haben, dass die Dämonen sauer werden, falls er die Aufzeichnungen über die von den Dämonen gelieferten Informationen vernichtet. (Dass die Dämonen durch die Vernichtung der Aufzeichnungen gleich mit vernichtet werden, ist daraus erst recht nicht zu ersehen, sondern das glatte Gegenteil.)
Augustinus' eigene Überzeugung war, dass Dämonen aus eigener Kraft überhaupt nichts zustandebringen, die findet sich gleich im nächsten Kapitel:
"qui ne innotescerent nec aratro, quo sunt eruta, obsistere potuerunt, nec stilo Varronis, quo ea, quae de hac re gesta sunt, in nostram memoriam peruenerunt. non enim possunt quod non sinuntur efficere"
=
"und die Dämonen vermochten weder zu verhindern, daß der Pflug diese Mitteilungen zu Tage förderte und so deren Vorhandensein bekannt wurde, noch daß durch die Erzählung Varros auf uns kam, was in dieser Sache geschah. Sie bringen eben nichts zustande, außer wozu ihnen Gewalt eingeräumt wird"
Am ehesten könnte man noch die Bekehrungsgeschichte des Paralius (Zacharias, Vita Severi) heranziehen, aber auch hier wohnen die Dämonen nicht in den Schriften, sondern hier führt der Besitz von Papyri, in denen Beschwörungsformeln enthalten sind, zur Besessenheit des Besitzers - und das Verbrennen der Beschwörungsformeln führt zum Verschwinden der Dämonen. (S. 131f)