Das ist die falsche Frage. Es geht und ging nie ums Dürfen. Es geht darum, was Cassius Dio beiträgt. Er ist unsere ausführlichste Quelle zur Varusschlacht und darin liegt eine psychologische Gefahr. Wir sind Geschichtenwesen, wir haben ein psychologisches Bedürfnis nach Geschichten, das liegt in unserer menschlichen Natur und gehört zu den Dingen, die uns von Tieren unterscheidet. Und das ist genau das, was Cassius Dio leistet. Er erzählt uns eine Geschichte.warum sollte sich ein römischer Historiker nicht spät berufen, der alten Thematik widmen dürfen ?
Velleius Paterculus? Vertröstet uns auf später.
Tacitus? Berichtet von der Schlacht nur in Rückblenden (Schlachtfeldbegehung + Caecinas Traum + Arminius Rede)
Florus? Lässt uns ratlos zurück.
Sueton? Disparat.
Andere Autoren? Noch dürftiger.
Und dann kommt Cassius Dio, erzählt von Strapazen und leichtfüßigen gazellengleichen Germanen, er ist der erste, der Varus an der Weser verortet (kann ja sein), er ist der erste, der von Sturm, von herabstürzenden Baumkronen berichtet und ist damit derjenige, der das populäre Bild von der Varusschlacht geprägt hat. Aber obwohl wir wissen, dass er die Fakten manchmal ein bisschen biegt, ignorieren wir, dass plötzlich 200 Jahre nach der Schlacht neue Fakten erzählt werden, wir ignorieren, dass aus dem Cherusker Segestes plötzlich mehrere Personen, mutmaßlich römische Offiziere, werden: Die Geschichte behält Cassius Dio bei, aber er anonymisiert sie, so dass eine ganz andere Geschichte daraus wird. Erst vor wenigen Wochen wollte jemand hier im Forum aus der Segestes-Geschichte in der von Cassius Dio überlieferten Form, aus der Segestes herausgestrichen wurde, die Erzählung machen, Varus habe nicht auf die Ratschläge seiner Offiziere gehört. Aber wir haben nun mal mehrere Quellen zu diesem Sachverhalt und können Sie nebeneinander legen und vergleichen und - upps - feststellen, dass der Cherusker Segestes durch auch ethnisch undefinierte Anonymi ersetzt worden ist.
Und dennoch ignorierst du ausdrücklich von ihm geschilderte Sachverhalte und wunderst dich, wenn Ravenik dir Rosinenpickerei vorwirft.Ich verwerfe Dio gar nicht, da aus meiner Sicht alles passt.
Das war nicht die Frage. Die Frage war, nach welcher Systematik du Angaben von Cassius Dio als Fakten anerkennst und nach welcher du die Angaben ignorierst. Denn nichts anderes tust du, wenn du behauptest, die weniger dicht bewaldeten Gebiete, in die Varus kam, müssten die Borgentreicher Börde gewesen sein, an anderer Stelle aber bescheidest, dass ein Weg der exakt dem entspricht, was Cassius Dio beschreibt, von Varus wohl kaum, genommen worden sei. Also entweder, du nimmst Cassius Dio jedes Wort ab, oder eben nicht. Dann musst du aber auch plausibel und intersubjektiv begründen, warum du die eine Stelle kritiklos übernimmst und die andere über Bord wirfst.Meine Systematik ist geprägt vom Marschzugkorridor Weser - Brakel - Hampenhausen - Schweckhausen - Peckelsheim Borlinghasen - Saltus (Entstation)
Zwei Sätze vorher schreibst du, bei Cassius Dio passe „alles“, hier stehst du zu Cassius Dio diametral im Widerspruch.Während der zivile Zug von Brakel - Schmechten - Schwaney nach Anreppen führte.
Den Hellweg gab es nicht, vor allem keinen von den Römern ausgebauten. Der Hellweg war ein von den Römern bereis vorgefundenes Bündel paralleler Straßen.Bei der schnurgeraden Römerstraße handelt es sich um den ausgebauten Hellweg.