Das müsste er auch erst einmal beherrschen.
Mir ist schon mehrmals aufgefallen, dass manche zu glauben scheinen, dass in der Antike jeder jagen und/oder fischen konnte (oder sich mit Pilzen auskannte). Woher? Weder die Italiker noch diverse andere Mittelmeeranrainer waren "Naturvölker", die als Jäger und Sammler lebten. Wer in einer Stadt, egal ob in Italien, in Griechenland oder im hellenistischen Orient, aufwuchs und lebte und irgendein Gewerbe lernte und ausübte (nicht gerade die Fischerei) oder Handel trieb und dann durch ein unglückliches Schicksal in die Sklaverei geriet, wird davon vermutlich ähnlich viel Ahnung gehabt haben wie die Masse der heutigen Stadtmenschen - also gar keine. Auch in Gallien und Spanien gab es Städte, in denen Handwerk und Handel getrieben wurden, also auch in den keltischen und iberischen Sklaven wird man nicht automatisch erfahrene Jäger und Fischer sehen dürfen. Wer bereits als Sklave geboren wurde und im Haushalt, in einer Werkstatt oder im Ackerbau arbeitete, wird erst recht nicht zum Jäger oder Fischer ausgebildet worden sein.
Es gab schon in der Antike bestimmte königliche Jagdreviere und private Jagdreviere prinzipiell aber war die Jagd frei, und jeder, der sich die nötige Ausrüstung leisten konnte, durfte auch jagen.
Damit wird man natürlich nicht zum Jäger oder Fischer, da gehört wie bereits gesagt eine sehr gute Kenntnis der Gewohnheiten von Tieren, da gehört sehr viel Erfahrung dazu. Mit Bogen, Speer oder Armbrust ein Stück Wild zu erlegen als Einzelperson, das heißt, man muss bis auf 10-40 m heran. Ein geübter Jäger bringt es in der Brunft fertig, Böcke heranzulocken, und Könner bringen das mit einem Buchenblatt fertig, aber dazu muss er sich auch erstmal den richtigen Einstand suchen. Es braucht dazu eben jahrelange Erfahrung.
Was leichter ist, was man zumindest bei einer ländlichen Bevölkerung eher voraussetzen könnte, was auch, um Fleisch auf den Tisch zu bekommen leichter ist, das sind Fallen. Ein paar Drahtschlingen und ein paar rudimentäre Kenntnisse, was ein Wechsel, was ein Pass ist, woran man sie erkennt, wird mit ziemlicher Sicherheit Wild fangen. Es braucht aber dazu viel Zeit und Beobachtung, und dann gibt es eben auch Zeiten, da wandert das Wild, zieht das Wild. Es gibt ja selbst in Gegenden von Ostafrika Strecken die fast wildleer sind.
Was wahrscheinlich am Leichtesten funktioniert, das sind ein paar einfache Fallen, ein paar Dohnen, Rosshaarschlingen, mit denen man Drosseln oder Amseln fangen kann, und was ein Dohnenstieg ist, wie man eine Dohne herstellt, wie man Leimruten herstellt, das wird man wohl schon bei einem relativ großen Teil der Bevölkerung als bekannt voraus setzen können, oder zumindest bei einem Teil der Bevölkerung als bekannt voraus setzen können.
Singvögel waren begehrte Delikatessen, Krammetsvögel, Singdrosseln, Amseln schmecken hervorragend und sie waren relativ leicht zu fangen, und ein paar Dohnen waren schnell geknüpft, und davon ein paar Dutzend an günstigen Plätzen platziert, werden idiotensicher Vögel fangen.
Das ist in Deutschland und Österreich in Vergessenheit geraten. Ich weiß nicht, ob nicht in Österreich noch ein Brauch existiert, bei dem eine Finkenart mit Blasrohren gefangen wird.
In Deutschland dann auch seit der Jahrhundertwende vielfach verboten, aber unsere Vorfahren haben noch Singvögel häufig gefangen.
In manchen Gegenden trifft man noch Indizien darauf: Vogelherd, Dohnenstieg, Entenfang, Vogelkojen- dass da früher Vögel gefangen wurden, als Zukost, als Singvögel. Ich wusste aus Erzählungen von Großeltern, dass mein Ururgroßvater Vögel gefangen hat, ich weiß nicht ob der auch Dohnen gestellt hat, aber ich weiß, dass er als Zubrot, wohl auch als Hobby bestimmte Finken und andere Singvögel fing, die als Stubenvögel wie heutzutage Wellensittiche gehalten wurden.
In Italien hat der Verzehr von Singvögeln in manchen Gegenden noch heute große Tradition, und die Vogelstellerei, sozusagen als "Gartensafari" oder Falknerei des kleinen Mannes hatte über Jahrhunderte eine lange Tradition in Europa, es gibt ja auch eine Ballade, die vertont wurde, da geht es um Heinrich den Vogler, den Sachsenkönig Heinrich I. der nach der Legende sich am Vogelherd vergnügte, als ihm eine Delegation der Stämme die Krone anträgt.
Auf die Vogelstellerei gibt es auch eine Vielzahl an Quellen, die unterschiedliche Methoden erwähnen, und das war doch zumindest etwas, wovon weit mehr Leute doch zumindest Grundkenntnisse hatten, während für die Ausübung der Jagd und Fischerei mehr Spezialkenntnisse nötig sind.
Für den Vogelfang würden notfalls ein paar Dohnen, ein bisschen Schnur genügen, um mit einigen Vorkenntnissen einige einfache, aber effektive Vogelfallen zu bauen.
Auch ein paar Drahtschlingen in Wildwechsel oder Pässe zu stellen, erfordert auch nicht unbedingt, dass man dazu ein besonders geschickter und erfahrener Jäger sein muss.
Mit ein paar rudimentären Kenntnissen, was ein Wechsel, was ein Pass ist, wie man sie erkennt und wie man eine Schlinge legt, würde es, vorausgesetzt es gibt Wild, vermutlich auch ein mittelmäßiger Wilderer fertigbringen, Tiere zu fangen.
Ich würde dir aber unbedingt beipflichten, dass ein Mensch ohne Übung, wenn er allein und nur mir Speer oder Bogen bewaffnet ist, vermutlich verhungert, bis es ihm gelingt, ein Reh, einen Hirsch oder sonst ein Tier aus nächster Nähe zu erlegen.
Ein paar Fallen, ein paar Dohnen oder Schlingen mehrere Legangeln oder Reusen werden weitaus zuverlässiger Wild, Vögel oder Fische erbeuten, als selbst ein geübter Fischer oder Jäger mit primitiven Jagdwaffen könnte.