Liegt eine Fehleinschätzung vor oder nicht?

Und dann die katastrophale Abwicklung der DDR Wirtschaft über die Treuhand...
Natürlich. Allerdings hatte man auch null Erfahrung damit, ein vor die Wand gewirtschaftetes zentralverwaltungswirtschaftlich geführtes Land in ein marktwirtschaftliches System zu überführen. Viele Betriebe in der DDR hatten gewissermaßen nur noch musealen Wert. Andere, die Chancen gehabt hätten, wurden knallhart von der Westkonkurrenz aufgekauft und zerpflückt. Was der damaligen Regierung vorzuwerfen ist, ist vor allem, dass sie Punkt 2 entweder aus Naivität übersehen oder sehenden Auges aus Kaltschnäuzigkeit hingenommen hat.
 
ätzende Äußerungen oder von Mitterand er liebe Deutschland so sehr, das er davon gleich zwei haben möchte

Der Spruch stammt nicht von Mitterrand, sondern von François Mauriac.

SPIEGEL: Wir glauben ja. Was die Deutschen betrifft, so wollen sie zuerst die Wiedervereinigung ihres Staates erreichen. 1966 haben Sie gesagt: »Ich liebe Deutschland, ich liebe es so sehr, daß ich sehr zufrieden bin, daß es zwei davon gibt.«

MAURIAC: Das war ein Scherz.

SPIEGEL: Nur ein Scherz?

MAURIAC: Nein, ich will aufrichtig sein. Der Mann, der zu Ihnen spricht, ist voller Respekt voller Bewunderung für Deutschland. Es ist das Land der Musik, und die deutsche Musik ist für mich der Inbegriff der Musik. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was ich Mozart verdanke, mit welcher Magie Mozart, Beethoven und Bach auf mich gewirkt haben. Ich möchte Ihnen damit sagen, daß Deutschland auf dem Gebiet der Musik mein Vaterland ist. Ich bewundere auch die deutsche Literatur sehr, aber dazu kenne ich die deutsche Sprache nicht gut genug. Ich bin auch von Nietzsche beeinflußt worden. Ich erkenne die ungeheuren Fähigkeiten der Deutschen an. Nur: Ihre Tugenden sind schrecklich.

»JA, ICH LIEBE CHARLES DE GAULLE«
 
Salzburg gehört aber heute zu Österreich. Die Zuordnung Mozarts als "deutschen Komponisten" ist diskutabel. Er selbst hat sich mehrfach als "Teutsch" bezeichnet, wobei damit eher ein Sprachraum als eine nationalstaatliche Zuordnung gemeint gewesen sein dürfte.
 
Wolfgang Amadeus Mozart – Wikipedia

Daraus geht hervor, dass es sich heute in Enzyklopädien (Encyclopædia Britannica, Baker’s Biographical Dictionary of Musicians, Oxford Concise Dictionary of Music) eingebürgert hat, Mozart als Österreicher zu bezeichnen. Zu Mozarts Zeiten dürfte sich die Frage nach einer "österreichischen Nationalität" nicht gestellt haben. Wenn er sich selbst als "Teutscher" bezeichnet, verstehe ich das auch nicht als ein "nationales Bekenntnis", sondern dass er sich eher sprachlich einordnet.

Die Frage ist also nicht, wie hat Mozart sich selbst gesehen, sondern war es 1967 von einem französischen Schriftsteller noch angemessen, ihn als "Deutschen" zu bezeichnen, insbesondere wenn er im selben Zusammenhang über die damaligen beiden deutschen Staaten redet.
 
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Der Spruch stammt nicht von Mitterrand, sondern von François Mauriac.

Hmmh hmmh, dann hatte Mitterand diesen verunglückten Spruch wohl bei Gelegenheit zitiert. Ich habe dies jedenfalls mal gelesen.

Jedenfalls war Mitterand alles andere als begeistert. Er war zu jener Zeit Ratspräsident und berief für den 18.November einen überraschenden Gipfel nach Paris ein. In Bonn hatte man davon nicht vorher erfahren. Und das Klima, welches Kohl dort entgegenschlug, war frostig, gereizt ja fast schon feindselig. Mitterand hat es auch strikt abgelehnt Kohl irgendwie zu unterstützen. So verweigerte er konsequent ein gemeinsames Abschlusskommuniqué. Kohls Anliegen war es jedenfalls gewesen, das von diesem Gipfel eine klare Botschaft ausgehen sollt. Jahrzehnte der Freundschaft und Partnerschaft waren auf einmal verflogen.

Im Januar 1990 ließ Mitterand die Weltöffentlichkeit wissen, dass "die schlechten Deutschen, die einst Europa domminierten, nun erneut groß erscheinen könnten." Mitterand befürchtete allen Ernstes, das Kohl einen Weg einschlagen könnte, der einen modernen Deutschland mehr Macht verschaffen könnte, als Hitler jemals hatte. Das Deutschland nun eine stabile Demokratie und verlässlicher Partner in den letzten Jahrzehnten gewesen war, interessierte hierbei nicht so sehr.

Ja Mitterand gefiel sich sogar darinnen, den Vertrauten von Thatcher Powell wissen zu lassen, das der Kontinent bei einer territorialen Vergrößerung Deutschlands wieder auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückfallen könnte. Er ist schon traurig, wie hier über ein Freund gesprochen wurde und dann auch dieses Geschichtsverständnis. Frankreich war auch nicht die Unschuld von Lande gewesen.

Thatcher wurde vom eigenen Foreign Office auf Kurs gebracht und Douglas Hurd macht ihr klar, das eine positive Intervention erforderlich sei. Wenn die britische Regierung weiterhin so feindlich agiere, dann würde man genau den Nationalismus in Deutschland befördern, den man verhindern wolle.
 
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Ganz so einfach ist die chose nicht. Schmidt sagte er 1982:

L'unité de l'Allemagne est inscrite dans l'Histoire. Il faudra que l'Empire soviétique soit affaibli, ce qui interviendra dans les quinze ans.

Die Einheit Deutschlands ist in die Geschichte eingeschrieben. Dazu bedraf es, dass das Sowjetimperium geschwächt wird, wass innert der nächsten 15 Jahre geschehen wird.
Wenige Monate vor dem Mauerfall, als in der DDR schon deutliche Veränderungen in der Luft lagen, sagte er:

L'aspiration des Allemands à l'unité me paraît légitime. Mais elle ne peut se réaliser que pacifiquement et démocratiquement.

Die Hoffnung der Deutschen nach Einheit erscheint mir legitim. Aber sie kann nicht [anders] realisiert werden, als friedlich und demokratisch.
Mitterand war also nicht per se gegen die Wiedervereinigung. Das ganze war eher ein persönlicher Konflikt zwischen Kohl und ihm, weil Mitterand sich von Kohl übergangen fühlte, der eigentlich nur nur die Amerikaner als "Vetomacht" von westlicher Seite wahrnahm und der - aus Mitterands Sicht - gegen den Elysée-Vertrag verstieß. Zwar gab es am Ende die 2+4-Verträge, aber wenn man ganz ehrlich ist, dann war doch am Ende nur das placet der Sowjets und der Amerikaner das, was zählte.
Mitterand fürchtete zudem eine Konkurrenz zwischen dem europäischen und dem deutschen Einigungsprozess. Insbesondere hatte ihn verärgert, dass Kohl ohne vorherige Konsultation Frankreichs (<- Elysée-Vertrag) sein Zehn-Punkte-Programm vorgestellt hatte*.

A. Auswärtige Angelegenheiten
1. Die beiden Regierungen konsultieren sich vor jeder Entscheidung in allen wichtigen Fragen der Außenpolitik und in erster Linie in den Fragen von gemeinsamem Interesse, um so weit wie möglich zu einer gleichgerichteten Haltung zu gelangen. Diese Konsultation betrifft unter anderem folgende Gegenstände:
A) Affaires Étrangères
1 – Les deux Gouvernements se consulteront, avant toute décision, sur toutes les questions importantes de politique étrangère, et en premier lieu sur les questions d’intérêt commun, en vue de parvenir, autant que possible, à une position analogue. Cette consultation portera entre autres sur les sujets suivants:
Fragen der Europäischen Gemeinschaften und der europäischen politischen Zusammenarbeit;
– problèmes relatifs aux communautés européennes et à la coopération politique européenne;
Ost-West-Beziehungen sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich;
– relations Est-Ouest, à la fois sur le plan politique et sur le plan économique;
Angelegenheiten, die in der Nordatlantikvertragsorganisation und in den verschiedenen internationalen Organisationen behandelt werden ...

– affaires traitées au sein de l’Organisation du Traité de l’Atlantique Nord et des diverses organisations internationales ....

Nachdem Kohl und Mitterand ihre Differenzen geklärt hatten und Kohl Mitterand zusagte, dass das wiedervereinigte Deutschland am Projekt ECU (so hieß der Euro, bevor Theo Waigel den Vorschlag machte, die Währung griffiger zu bezeichnen) mitarbeite, war Mitterand auch wieder auf seiner alten Linie, nämmlich bei er Überezugung, dass die deutsche Einheit eine historische Zwangsläufigkeit darstelle, die man nicht verhindern, sondern nur gestalten könne.

*Ich will das gar nicht beurteilen, Kohl hat eben eine Gelegenheit beim Schopfe gepackt.
 
Die Einheit Deutschlands ist in die Geschichte eingeschrieben. Dazu bedraf es, dass das Sowjetimperium geschwächt wird, wass innert der nächsten 15 Jahre geschehen wird.

Die Hoffnung der Deutschen nach Einheit erscheint mir legitim. Aber sie kann nicht [anders] realisiert werden, als friedlich und demokratisch.

Lippenbekenntnisse, die zu jenem Zeitpunkt nichts gekostet hatten. Als die Einheit dann auf die Tagesordnung gekommen war, sah die Haltung des französischen Staatspräsidenten dann doch anders aus.

Sicher war das Placet der Sowjetunion und der USA entscheidend. Aber gerade von Frankreich, mit dem die Bundesrepublik nun eine seit Jahrzehnten enge und vertrauensvolle Freundschaft und Partnerschaft pflegte, war das eine enttäuschende Haltung. Da hätte man doch mehr erwarten können.

Kohl musste aufpassen, das er nicht in de Defensive verharrt. Am 02.12 und 03.12.1989 war der amerikanisch/sowjetische Gipfel vor Malta angesagt. Genscher war zu Besuch in Paris, London und Moskau angesagt. Der NATO Gipfel stand auch vor der Tür. Auf Mitterand sein Reiseplan stand Kiew und Ost-Berlin.
Kohl wollte mit eigenen Vorschlägen den seiner internationalen Partner zuvorkommen und darüber hinaus die Diskussion über der Zukunft von Deutschland eine eigene Richtung vorgeben.

Weidenfeld, Außenpolitik für die deutsche Einheit
 
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Treuhand hatten wir hier schon einmal. War auch damals eine recht interessante Diskussion!
Inzwischen ist die „Abwicklung“ ja auch im wesentlichen Historie und das „Gott sei Dank“.
Inzwischen ist ja eine Zeit angebrochen wo man Jugendlichen erklären muss was z.B. VEB, VVB, BPO, BGL usw. bedeutet.
Und was da Anfang der 90iger lief, da passt m.E. schon der Begriff „Tohuwabohu“. Frau Birgit Breuel hat ihren Platz in der Historie für immer und ewig.

Noch ein paar Sätze zum Geldumtausch.
So pauschal 1 zu 1 war das nicht:
· 1 zu 1 waren Löhne, Gehälter, Mieten und andere wiederkehrende Zahlungen.

· Bei Bargeld und Bankguthaben gab es 1 zu 1 und 2 zu 1:
- Kinder unter 14 Jahre bis zu 2.000,- Mark der DDR 1 zu 1.
- 1 zu 1 15 – 59jährige bis zu 4.000,- Mark der DDR.
- Wer älter als 59 Jahre ist dann 1 zu 1 bis zu 6.000,- Mark der DDR.
- Und was über diese vorgenannten Beträge dann liegt 2 zu 1. Also eine Halbierung.

Aus meiner Sicht war das kein Wahlgetön der CDU/CSU und FDP Regierung.
Es war eine vernünftige Lösung die sich Mittel-und Langfristig positiv auf das Zusammenleben der Bürger Ost und West auszahlt/auswirkt (Arbeitswelt, Renten usw.). Oder wie Willy Brandt mal sagte: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“.
 
Das Problem waren die wirtschaftlichen Folgen. Rein ökonomisch betrachtet haben die Experten damals dringend dazu geraten einen Umtausch von maximal 1:4 durchzuführen. Die Bundesbank hielt maximal 1:2 für vertretbar. Die fatalen Folgen für die ostdeutsche Wirtschaft sind ja bekannt.

Kohl war eben der Meinung das so ein Wechselkurs politisch nicht machbar sein und selbstverständlich hatte er seine Wiederwahl und möglicherweise auch sein Geschichtsbild als Kanzler der Einheit im Kopf.
 
Oh ja, damals wurde viel Porzellan zerschlagen.
Erinnern wir uns an die Drohung von Mitterand, er würde Deutschland genauso isolieren wie 1913:
Deutschland könne bald so isoliert dastehen "wie 1913".

Mitterand drohte mit einem Bündnis von Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion.
Zu Thatcher sagte er:
Ohne eine gemeinsame Währung sind wir alle - Sie und wir - dem Willen der Deutschen unterworfen. Wenn sie ihre Zinssätze anheben, müssen wir ihnen folgen, und Sie, die sie nicht dem Währungssystem angehören, tun dasselbe. Mitreden können wir nur, wenn es eine europäische Zentralbank gibt, wo gemeinsam entschieden wird".

Hubert Védrine und Jaques Attali erzählen ja auch immer gerne in Frankreich die Geschichte, die Einführung des Euros sei ein Sieg von Mitterand über Deutschland gewesen.
Währungsunion: Das Ende der "deutschen Atombombe"
 
Lippenbekenntnisse, die zu jenem Zeitpunkt nichts gekostet hatten. Als die Einheit dann auf die Tagesordnung gekommen war, sah die Haltung des französischen Staatspräsidenten dann doch anders aus.
Im Juli war deutlich, dass in der DDR einiges in Bewegung war. Ich würde das nicht auf billige Lippenbekenntnisse reduzieren.

Sicher war das Placet der Sowjetunion und der USA entscheidend. Aber gerade von Frankreich, mit dem die Bundesrepublik nun eine seit Jahrzehnten enge und vertrauensvolle Freundschaft und Partnerschaft pflegte, war das eine enttäuschende Haltung. Da hätte man doch mehr erwarten können.
Genau das dachte Mitterand, als Kohl ohne vorherige Konsultation, den Zehn-Punkte-Plan vorstellte.

Das Problem waren die wirtschaftlichen Folgen. Rein ökonomisch betrachtet haben die Experten damals dringend dazu geraten einen Umtausch von maximal 1:4 durchzuführen. Die Bundesbank hielt maximal 1:2 für vertretbar. Die fatalen Folgen für die ostdeutsche Wirtschaft sind ja bekannt.
Ich möchte mich in Fragen der Wirtschaft einfach mals als "dumm" bezeichnen. Insofern als dass ich keine Ahnung habe und keinen Sinn für wirtschaftliche Zusammenhänge. Mir ist natürlich bekannt, dass die Ostmark auch das 1/4 zur D-Mark nicht wert war, was man ihr zubilligte. Ich frage mich aber, ob es wirklich negative Folgen für die ostdeutsche Wirtschaft hatte, dass man Privatvermögen für DDR-Bürger günstiger umgestauscht hat, als 1:4, sondern stattdessen je nach vorhandener Geldmenge 1:1 bzw. 1:2 getauscht hat. Bei meinem mangelnden Verständnis für Wirtschaft würde ich nämlich der Auffassung sein, dass ein ungünstigerer, dem wahren Wert der Ostmark angemessener Kurs die Kaufkraft der Ostdeutschen noch stärker eingeschränkt hätte und sie noch mehr ins Hintertreffen gegenüber Westdeutschen (und westdeutschen Schnäppchenjägern) geraten wären. Dass also die ostdeutsche Wirtschaft noch stärker abgeschmiert wäre.
 
Im Juli war deutlich, dass in der DDR einiges in Bewegung war. Ich würde das nicht auf billige Lippenbekenntnisse reduzieren.

Da war überhaupt noch nicht erkennbar, wo die Reise hinführen würde.

Genau das dachte Mitterand, als Kohl ohne vorherige Konsultation, den Zehn-Punkte-Plan vorstellte.

Die Gründe Kohls habe ich dargelegt und, ich bin nun wahrlich kein Fan von Kohl, aber ich denke, das er richtig gehandelt hat. Mitterand seine Geste in Ost-Berlin war nun auch keine Freundlichkeit.

Ökonomisch betrachtet, kam die Währungsunion einfach zu früh. Dies äußerten die Wirtschaftsweisen auch unmissverständlich.
Die Betriebe der DDR mussten nun auf einmal die Löhne auf in DM zahlen. Dazu waren sie überhaupt nicht in der Lage. Ostdeutsche Produkte, die vornehmlich in Osteuropa veräußert wurden, verloren durch die Einführung der DM ihre Absatzgebiete. Die Unternehmen Ostdeutschlands wurden einer internationalen Konkurrenz ausgesetzt, der sie überhaupt nicht gewachsen waren. Tausende Unternehmen brachen zusammen, die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe. Falsche Preise, unrentable Fertigung, zu geringe Produktivität, die Probleme wurde mit der Währungsumstellung sichtbar.
Die Bilanzen der ostdeutschen Firmen mussten nun auch in DM ausgewiesen werden. Für Forderungen und Verbindlichkeiten galt ein Kurs von 2:1. Das sind nur einige Punkte.

Die Einheit musste auch mit der europäischen Währungsunion, also den Euro, erkauft werden; das war die Rechnung, die Mitterand präsentierte. Deutschland sollte die DM verlieren und wirtschaftlich geschwächt werden und stärker in die EU eingebunden werden. Das war ein Preis, der gezahlt werden musste.
 
Wobei wir nicht vergessen dürfen, es war nicht nur die Währung sondern auch der gleichzeitige Zusammenbruch der Absatzmärkte im Osten. Die Bulgaren, Rumänen etc etc alle kommunistischen Staaten sind damals kolabiert. Ich bin mir nicht so sicher, ob die wirklich noch DDR Waren hätten kaufen können.
 
Die Gründe Kohls habe ich dargelegt und, ich bin nun wahrlich kein Fan von Kohl, aber ich denke, das er richtig gehandelt hat.
Auch ich verstehe Kohl. Aber das ändert ja nichts daran, dass er Mitterand, damit, dass er die Vereinbarungen des Elysée-Vertrag ignorierte, verärgert hat.

Die Einheit musste auch mit der europäischen Währungsunion, also den Euro, erkauft werden; das war die Rechnung, die Mitterand präsentierte. Deutschland sollte die DM verlieren und wirtschaftlich geschwächt werden und stärker in die EU eingebunden werden. Das war ein Preis, der gezahlt werden musste.
Der Euro ist nicht minder stabil als die D-Mark. Bei dir klingt das so, als sei das alles aus Missgunst gewesen. Mitterand ging es um Europa. Und darum, dass die "deutsche Atombombe" (eben die D-Mark) relativiert würde. Es ging weniger darum, Deutschland zu schwächen, als vielmehr darum, dass Deutschland gegeünber seinen Mitbewerbern gleichgestellt würde, dass eben nicht mehr die Mark sondern der ECU das Argument wäre. Nach wie vor ist Deutschland, trotz aller Probleme, die es in den 1990er Jahren hatte, die wirtschaftliche Zugmaschine Europas, vor Frankreich und Italien.
 
Wobei wir nicht vergessen dürfen, es war nicht nur die Währung sondern auch der gleichzeitige Zusammenbruch der Absatzmärkte im Osten. Die Bulgaren, Rumänen etc etc alle kommunistischen Staaten sind damals kolabiert. Ich bin mir nicht so sicher, ob die wirklich noch DDR Waren hätten kaufen können.
Der RGW-Rahmenplan lief relativ planmäßig bis Dez1990 weiter, es gab außerdem die Transferrubel-Stützung über die festen Umrechnungskurse sowie die Exportzuschüsse/Preiszuschüsse für Exporte letztlich aus dem BRD-Haushalt, im Jan 1991 kollabierten dann die Lieferbeziehungen binnen einer Woche auf nahe Null. Und das bei einer wesentlichen "Exportorientierung" der DDR-Wirtschaft als "Industrieerzeuger" im RGW.
 
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