Ethnogenese der Deutschen.

Zunächst schlage ich vor, dass wir der Einfachheit halber den Begriff Germanen für diese Diskussion auf den Zeitraum zwischen der ersten Erwähnung durch Cäsar und dem Beginn der Völkerwanderungszeit festlegen.

Dazu passt der Auszug aus Andreas Raus Rezension zu Heiko Steuers Mammutwerk "Germanen aus Sicht der Archäologie":
Die diese Zeitspanne einklammernde Akteurin ist eine von römischer Seite so zusammengefasste Gruppe der Germanen, die freilich – so Frank Siegmund in einer jüngst erschienenen Rezension – „Abstrakte, die wir heute als Sprachgemeinschaft, Kultur oder Lebensweise bezeichnen würden“ sind. Dass solche Germanen weder als Volk (ethnos) noch als politisch geschlossene Einheit je existiert haben – auch nicht im realpolitischen Denken der Römer (!) – dürfte inzwischen Gemeingut der Forschung sein und wird in den meisten der genannten Übersichtswerke auch explizit thematisiert.
 
Richtig. Ist für diese Diskussion aber irrelevant. Wenn es darum geht eine Ethnie zu erfassen macht es einen Unterschied wie sich die Sprache verbreitet/entwickelt. Oder möchtest Du damit sagen das alle Inder Briten sind? Beachte auch bitte wie bereits m e h r f a c h erwähnt das alle Aspekte auf die Ethnie einzahlen und nicht nur einzelne. Deswegen nochmal: Es macht keinen Sinn über einzelne Aspekte zu philosophieren oder sie für sich genommen zu entkräften.

Es müssen also alle Aspekte stimmen ?
Dann machen wir doch das Beispiel mit den Kelten.

Gälisch ist zweifellos eine keltische Sprache. Das ist, soweit mir bekannt, unbestritten.
Also sind die Iren Kelten

Eine Studie des Trintiy College Dublin (allerdings mehr als 10 Jahre alt) kam zum Schluss, dass die Kelten (die genetischen Kelten) Irland niemals in grösserem Umfang bevölkert haben.
Die grösste genetische Verwandtschaft zum Mindesten der irischen Männer besteht mit Walisern und Basken
(und die Basken sind bekanntlich sprachlich nicht mal Indogermanen).
Die deutschen Männer beispielsweise haben - gemäss der allerdings umstrittenen Studie Norico - genetisch einen Keltenanteil von rund 45 % - was die Iren nie erreichen.
Also sind die Iren keine Kelten

Von der La Tène Kultur, welche als "urkeltische" Kultur gilt, gibt es auf Irland kaum Spuren.
Desshalb bezweifeln auch einige Archäologen, dass es je eine keltische Invasion in Irland gegeben habe, da nur wenige entsprechende Artefakte gefunden wurden.
Also sind die Iren auch hier keine Kelten

Und die neuere Kultur ?
Die irischen und walisischen Sagen gelten als Inspirations-Liferanten der mittelalterlichen Minnesänger und
sind deshalb in Ansätzen bekannt.
Und in diesen Sagen gibt es absolut keine Hinweise auf "typische" keltische Götter wie Belenus, Teutates und Belisama.

Also sind die Iren nicht als Kelten anzusehen, wenn allle "Aspekte" erfüllt sein müssen, um als Ethnie zu gelten.
Und als was sich die Iren selbst begreifen ist ja gemäss deiner Aussage irrelevant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es müssen also alle Aspekte stimmen ?

Du hast leider nicht die ganze Diskussion verfolgt und reißt das aus dem Zusammenhang. Es geht darum, dass sich hier einige Leute einzelne Aspekte herauspicken und versuchen, dagegen zu argumentieren, aber nicht das Ganze sehen. So wie du das jetzt machst. Mein Standpunkt ist dass eine interdisziplinäre Betrachtung notwendig ist.


Deshalb bringt es überhaupt nichts, wenn ihr euch hier einzelne Punkte herauspickt und versucht diese einzeln zu widerlegen. Ihr müsst das Gesamtbild betrachten, was für Leute in einem Geschichtsforum normalerweise kein Problem sein sollte. #nofront

Du solltest das im Kontext meiner Aussage sehen und nicht versuchen zu verdrehen. Danke. Denn ich sage, dass die Sprache ein Aspekt der Ethnie ist. Aber wenn die Kelten die Sprache der Römer (künstlich) übernehmen, macht sie das (noch) nicht zu Römern bzw. zu einer italischen Ethnie

Beachte auch bitte wie bereits m e h r f a c h erwähnt das alle Aspekte auf die Ethnie einzahlen und nicht nur einzelne. Deswegen nochmal: Es macht keinen Sinn über einzelne Aspekte zu philosophieren oder sie für sich genommen zu entkräften.

 
Caesar bietet nicht die erste Erwähnung von "Germanen" und der von dir vorgeschlagene Zeitraum erscheint zu sehr (willkürlich) eingegrenzt: in dieser Zeitspanne ist der ambivalente Kontakt zu den Römern prägend für die german. Gentes.

Aber immerhin eine Zeit mit schriftlichen Aufzeichnungen. Von mir aus gerne von der Jastorf-,
Naumburger oder Wandalen-Kultur. Gerne auch über die Sachsenkriege oder die Wikingerzeit. Aber ich glaube, das wäre dann etwas zu abstrakt. Deshalb der Vorschlag. Aunjetitzer Kultur und Himmelsscheibe geht auch. Indogermanen? Jäger und Sammler?
 
Ich hätte ja mal eher etwas mit Substanz, oder auch einfache Antworten auf einfache Fragen erhofft, an Stelle von selbstverliebten Selbstzitaten.

Substanz gab es hier bereits jede Menge. Musst du nur zurückblättern. Dein Thema ist glaube ich beantwortet:

Aber immerhin eine Zeit mit schriftlichen Aufzeichnungen. Von mir aus gerne von der Jastorf-,
Naumburger oder Wandalen-Kultur. Gerne auch über die Sachsenkriege oder die Wikingerzeit. Aber ich glaube, das wäre dann etwas zu abstrakt. Deshalb der Vorschlag. Aunjetitzer Kultur und Himmelsscheibe geht auch. Indogermanen? Jäger und Sammler?
 
An welche Disziplinen denkst du? Dein Katalog der Ethnien-Merkmale umfasst manches: wer befasst sich "ethnografisch" mit Abstammung, Architektur, Alltag speziell im Barbaricum während der römischen Kaiserzeit?

Ich wiederhole mich nur noch und muss mich selbstverliebt selbst zitieren es macht keinen Sinn mehr. Die Luft ist raus.

Und noch mal weil es so schön ist: Die Erforschung der Germanen ist ein interdisziplinärer Ansatz. Die Zusammenarbeit von Philologie, Archäogenetik, Archäologie und Geschichtswissenschaft ist unerlässlich. Nur so können wir ein vollständiges und genaues Bild der Germanen erhalten. Nur durch die Integration dieser Disziplinen kann ein Verständnis der germanischen Kultur und Identität entwickelt werden.
 
Substanz gab es hier bereits jede Menge. Musst du nur zurückblättern. Dein Thema ist glaube ich beantwortet:

Aber immerhin eine Zeit mit schriftlichen Aufzeichnungen. Von mir aus gerne von der Jastorf-,
Naumburger oder Wandalen-Kultur. Gerne auch über die Sachsenkriege oder die Wikingerzeit. Aber ich glaube, das wäre dann etwas zu abstrakt. Deshalb der Vorschlag. Aunjetitzer Kultur und Himmelsscheibe geht auch. Indogermanen? Jäger und Sammler?

Mein Thema?
Meine einfache Frage weiter oben war, wie man keltische Oppida erkennen will, da du mehrfach darauf hingewiesen hast, dies sei einfach. Nur ein Beispiel.

Ein wirres Sammelsurium aufzuzählen aus verschiedensten Zeitaltern und Gegenden sagt jedenfalls bestenfalls über den Autoren etwas aus, dass der mit den Begriffen punkten will. Fehlen nur noch die Komantschen und Belutschen.
 
Mein Thema?
Meine einfache Frage weiter oben war, wie man keltische Oppida erkennen will, da du mehrfach darauf hingewiesen hast, dies sei einfach. Nur ein Beispiel.

Ein wirres Sammelsurium aufzuzählen aus verschiedensten Zeitaltern und Gegenden sagt jedenfalls bestenfalls über den Autoren etwas aus, dass der mit den Begriffen punkten will. Fehlen nur noch die Komantschen und Belutschen.

Ich lass mich zum Thema Oppida gerne eines besseren belehren. Mein Kenntnisstand ist das Kelten diese bauten und Germanen in einfachen Siedlungen lebten.

Ach und übrigens. Es gibt keinen Grund beleidigend zu werden.
 
Substanz gab es hier bereits jede Menge.
Ehrlich gesagt ist mir deutlich mehr Beratungsresistenz als Substanz aufgefallen. Zudem kommt von dir kein einziges Minireaktiönchen auf die dir mitgeteilten Tipps zu Fachliteratur - magst du da nicht reinschauen aus Angst, deine Ansichten nicht bestätigt zu finden? Mir leuchtet so ein Verhalten nicht ein. Der RGA Ergänzungsband, den ich dir empfohlen habe, behandelt sehr akribisch - und interdisziplinär - dein Interessengebiet!!

Wenn du dergleichen allerdings ignorierst, bleibt tatsächlich der Eindruck, dass du nur daran interessiert bist, dich "selbstverliebt zu wiederholen"...
 
Ehrlich gesagt ist mir deutlich mehr Beratungsresistenz als Substanz aufgefallen. Zudem kommt von dir kein einziges Minireaktiönchen auf die dir mitgeteilten Tipps zu Fachliteratur - magst du da nicht reinschauen aus Angst, deine Ansichten nicht bestätigt zu finden? Mir leuchtet so ein Verhalten nicht ein. Der RGA Ergänzungsband, den ich dir empfohlen habe, behandelt sehr akribisch - und interdisziplinär - dein Interessengebiet!!

Wenn du dergleichen allerdings ignorierst, bleibt tatsächlich der Eindruck, dass du nur daran interessiert bist, dich "selbstverliebt zu wiederholen"...

Nein. Ich habe es bereits als Lesezeichen gespeichert. Eventuell lege ich es mir auch zu. Auch deine andere Autoren werde ich mir zumindest anschauen. Es ist nur extrem Müheselig hier auf alles einzugehen. Vor allem weil auch Herablassung mitschwingt.

Ich habe ehrlicherweise auch viel zu viel Zeit in diesem Forum verbracht. Ziemlich ungesund fürs Gemüt.
 
Eventuell lege ich es mir auch zu.
Den erwähnten Ergänzungsband solltest du lieber in einer Unibibliothek ausleihen oder im Lesesaal drin schmökern (er ist richtig teuer), den Geary und Wolfram gibt's als Taschenbuch.

Ziemlich ungesund fürs Gemüt.
...um dir das Gemüt aufzuhellen: ich hab mich in das Wort selbstverliebt verliebt :D und mache darum auch was selbstverliebtes, nämlich mich selber ausführlich zitieren:
wenn man das partout so auffassen will, dann müsste man analog eine keltische Ethnie, eine romanische Ethnie usw daraus "erschließen". Die keltischen Sprachen und auch die romanischen Sprachen verfügen über eine vergleichbare Geschichte bzw. Entwicklung. - was mich daran misstrauisch stimmt, ist nun zweierlei: 1. klingt das sehr nach protovölkischen Kategorisierungen/Zuschreibungen a la 19. Jh. (bei Dahn, besonders in den belletristischen Publikationen finden sich ähnliche "Argumente") und 2. finde ich bislang nirgendwo mit derselben Vehemenz vorgebrachte Überlegungen zur angenommenen gesamtkeltischen Ethnie, zur angenommenen gesamt"römisch/romanischen" Ethnie wie hier partout zur - ebenso lediglich angenommenen (oder gar herbeigewünschten?) - "gesamtgermanischen Ethnie".

wenn ich das weiter überlege: diese germanische Ethnie muss aus vielen Eseln bestanden haben, sofern man sie am historischen Erfolg misst. Statt gemeinsam (Hurra, wir Goten, Vandalen, Cherusker, Heruler usw sind ja Heureka alle zusammengehörend die Germanen) zu operieren, zersplitterten die sich in Grüppchen, von denen die meisten im Orkus landeten (wo ist sie hin, die Herrlichkeit der mächtigen Vandalen?) - sogar von außen (spätrömische Sicht, Prokop) wurde einigen solchen Gruppen, die gerne untereinander spinnefeind waren, die gemeinsame "gotische Sprache" attestiert (Prokop, Gotenkriege)

Wenn die angenommene "germanische Ethnie" den aus heutiger Sicht als germanische Gruppen bezeichneten Goten, Franken usw völlig unbekannt war, dann hat sie historisch eigentlich keinen sonderlichen ethnogenetischen Belang. Und damit bleibt bestenfalls zu konstatieren, dass aus sprachhistorischer Perspektive die von dir referierte Entwicklung der germanischen Sprachen die wahrscheinlichste ist, aber dass sie über Ethnogenese wenig mitteilt, sondern eine sprachhistorische Entwicklung darstellt. Ob die angenommenen Sprecher dieser rückerschlossenen Sprachstufen sich irgendeine ethnische Identität attestierten, das wissen wir schlichtweg nicht.
Vielleicht darf ich ja eine - gerne deine - substanz- & gehaltvolle Replik oder gerne auch Widerlegung lesen, das würde mich freuen.
 
Es ärgert mich, dass das seit Jahren so behauptet wird (das die Germanen keine Ethnie sind) und es kaum noch Stimmen gibt, die eine vernünftige Diskussion darüber führen.
  • Es ist nicht so wichtig ob Dich das ärgert.
  • Es sollte Dir zu denken geben dass nicht so viele Deine Auffassung teilen.
  • Deine Definition von "vernünftiger Diskussion" steht noch aus.
Zur Sache: ich sehe beispielsweise in Mittelhessen eine "keltische" Sachkultur mit Oppida z.B. am Dünsberg, einer lokalen Prägung von Münzen wie dem "tanzenden Männlein", mit Zentren für Produktion und Handel.
Und dann wenig später und in Sichtweite die "Chatten", die eine als germanisch klassifizierte Sachkultur haben, in Einzelgehöften oder Streusiedlungen leben, mit den Römern Handel treiben und Dienstleistungen anbieten.

Ich kann weder die einen noch die anderen einer einheitlichen Sachkultur, Sprache oder Ethnie zuordnen, und ganz sicher auch nicht beide Gruppen in den Brei der Germanen einrühren.

Zugleich gibt es aber auch keinen Hinweis auf eine gewaltsame Änderung der Lebensweise, der Kultur oder der Besitzverhältnisse dieser Gruppen, als Folge eines Konflikts zwischen ihnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist Ethnie?

Eine Ethnie ist eine große Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame kulturelle und linguistische Merkmale identifizieren lässt.

NEIN!

Ich dachte, Du hättest mal gegooglet, dann wärst Du auf diesen Wikipedia-Artikel gestoßen:

Ethnie – Wikipedia

Ethnien werden nicht von außen anhand irgendwelcher Kriterien "identifiziert"! Ethnogenese ist ein Prozess, der dazu führt, dass eine größere Anzahl von Menschen sich selber als Teil einer bestimmten Ethnie identifiziert. Über welche Aspekte - Sprache, Traditionen, Religion, eine (in aller Regel erdichtete) gemeinsame Abstammung oder sonstwas - sie sich hauptsächtlich identifiziert, schreibt ihr niemand vor, bei der einen Ethnie kann Religion die ausschlaggebende Rolle spielen, bei der anderen spielt Religion überhaupt keine Rolle.
 
Wenn es darum geht eine Ethnie zu erfassen macht es einen Unterschied wie sich die Sprache verbreitet/entwickelt. Oder möchtest Du damit sagen das alle Inder Briten sind?
Allerdings haben die Inder nicht ihre vielen eigenen Sprachen zugunsten des Englischen aufgegeben. Auch sonst haben sie sich in etwa anderthalb Jahrhunderten britischer Herrschaft nur wenig der britischen Kultur angepasst.
 
Die Frage war eindeutig, jetzt tu nicht so, als ob du dich nicht über mich lustig machen wolltest.
Ich erkenne den Sinn der Frage nicht, tut mir leid. Vielleicht findet sich jemand, der eine ernsthafte Antwort darauf weiß. Falls mich die Lust überkommen hätte, hier im Forum jemanden zu verarschen, wären mir sicher ein paar andere Kandidaten eingefallen.
 
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