Sklaven im römischen Reich bzw. in den Südstaaten der USA (bis 1865)

Little_Tiger

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Sklaven wurden soweit ich weiß, als Sache bzw. "Produktionsmittel" betrachtet.

Was geschah mit den Sklaven, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren?
(Sei es wegen des Alters, Krankheit, Unfall usw.)
 
Die Verhältnisse der antiken Sklaverei waren doch recht verschieden zwischen der neuzeitlichen Sklaverei in der Karibik, Brasilien und den USA.

Im Römischen Reich erließ Kaiser Claudius ein Edikt, dass Sklaven die krank waren, die Freiheit gab, wenn ihre Eigentümer nicht bereit waren, sie zu pflegen. Es gab Gesetze zum Schutz der Sklaven.

Es war in den USA üblich, dass alte oder kranke Sklaven mit leichteren Arbeiten betraut wurden. Es kam vor, dass Sklavenhalter auch medizinische Versorgung bezahlten, und es galt allgemein als schäbiges, niederträchtiges Verhalten, Sklaven nicht genug zu essen zu geben, (so dass sie dann bei der Nachbarschaft betteln mussten. Soweit ich informiert bin, existierten aber keine oder kaum Gesetze zum Schutz der Sklaven und keine Gesetze, die Sklavenhalter verpflichteten, für alte und kranke Sklaven zu sorgen.

In seinen verschiedenen Autobiographien schreibt der Abolitionist und ehemalige Sklave Frederick Douglass auch über das Los von alten oder kranken Sklaven. Seine Oma Betsy Bailey hatte über drei Generationen der Familie Anthony gedient. Von ihren zahlreichen Kindern, Enkeln und Urenkeln war keines mehr übriggeblieben, dass sich um sie hätte kümmern können.

Douglass schrieb, dass ihn schon als Kind die Behandlung seiner Oma ihn gegen die Sklaverei aufbrachte: Betsy Bailey hatte nicht nur durch Nachkommen den Besitzstand ihres Herrn vergrößert, sie hatte auch Generationen von Sklavenkindern aufgezogen, sie erzogen. Betsy war eine hervorragende Gärtnerin, und sie hatte eine abgelegene kleine Hütte allein bewohnt und sich etwas angebaut zur Subsistenz. Als Bety schon sehr gebrechlich war, schickte man sie in diese Hütte, ließ ihr ein paar Scheite Brennholz da ein paar Lebensmittel- und überließ sie ihrem Schicksal. Dort muss sie dann bald gestorben sein.

Der einzige Sklave, den Douglass 3. Herr, Thomas Auld je freiließ, war ein junges Mädchen namens Henny. Henny war als kleines Kind ins Feuer gefallen, und sie konnte nicht einmal mehr leichtere Arbeiten übernehmen. Thomas Auld wollte Henny daraufhin seinem Bruder Hugh in Baltimore schenken. Hugh lehnte aber dieses "Geschenk" dankend ab, worauf es zum Streit zwischen den Brüdern kam. Henny war als Sklavin wertlos, sie konnte nicht arbeiten. Um sie nicht pflegen und ernähren zu müssen, ließ Thomas Auld sie einfach frei, und damit war er die Verantwortung los!

Sklaven wie Henny wurden damit im Grunde dem Hungertod preisgegeben, Sklaven und "Freigelassenen" wie Henny blieb nur noch übrig, sich ihren Lebensunterhalt bei den Sklavenhaltern der Nachbarschaft zu erbetteln.

Sklaven nicht ordentlich zu versorgen, sie nicht zu pflegen-das war ein Verhalten, das missbilligt wurde. Sklavenhalter, die wie Thomas Auld sich arbeitsunfähiger Sklaven entledigten schoben ihren Nachbarn die Verantwortung zu, die dann solche Sklaven mit Almosen ernähren mussten.
Mir wäre aber kein Gesetz bekannt, dass Sklavenhalter in die Pflicht nahm.

Ob nun Betsy Baileys oder Hennys Schicksal als zeittypisch gelten kann oder eher als Ausnahme- das weiß ich nicht. Eine gesetzliche Verpflichtung, die Sklavenhalter in die Pflicht nahm und ihnen vorschrieb, arbeitsunfähige Sklaven zu versorgen gab es jedenfalls nicht. Nur ungeschriebene Regeln im Umgang mit kranken Sklaven und die eventuelle Missbilligung der Öffentlichkeit konnten Sklavenhalter daran hindern, dem Beispiel von Auld oder der Familie Anthony zu folgen und kranke Sklaven einfach ihrem Schicksal zu überlassen und sie "freizulassen".
 
Kranke Sklaven, die man frei ließ, waren ja faktisch den Hungertot ausgeliefert.
Oder sehe ich das falsch?
Genau das! Betsy Bailey ließ man in ihrer Hütte zum Sterben zurück.

Henny schenkte ihr Herr großmütig die Freiheit und ließ ihr die Last der Verantwortung für sich selbst zu sorgen.

Das einzige Regularium war im Grunde das Urteil der Gesellschaft, die es missbilligte, wenn Sklavenhalter Sklaven besaßen, aber sie böse gesagt nicht artgerecht halten konnten. Denen schon ein Scheffel Mais im Monat, twei paar Hosen und eine Jacke im Jahr zu viel war. Solche Sklaven oder Freigelassenen konnten nur von den Almosen leben, die ihnen die Gesellschaft der Sklavenhalter und frei Schwarze und ihre Mitsklaven gaben. Die hingen dann auf den Nachbarplantagen rum und bettelten.

Sklaven hungern zu lassen, galt als niederträchtig und gemein. Douglass erster Herr und vermutlich sein Vater überließ seiner Köchin Tante Cathy die Zuteilung. Er schrieb, dass er in seiner frühen Jugend ständig Hunger hatte.

Let it be coarse unless it´s at least enough!"
Das war ein Grundsatz, viele Sklavenhalter waren aber extrem geizig, zumal wenn sich der Geiz gesellschaftlich bemänteln ließ. Thomas Auld und seine 2. Frau waren anscheinend sehr spartanisch was die Verpflegung betraf.

Es kam vor, dass Sklaven ihren Master um mehr Essen baten, manchmal wurde das bewilligt, Douglass erwähn aber auch Fälle, dass manche Sklavenhalter dann ihre Sklaven oft zwangen eine absurd extreme Mengen an Essen, etwa die berühmt berüchtigte Maisgrütze Mush auf einmal zu essen, so dass sie sich nicht trauten, noch einmal zu fragen,
 
Ich glaube ein großer Unterschied zwischen der römischen Antike und der Sklaverei in Amerika war, dass die Sklaven in der Antike mit einer Freilassung rechnen konnten. Dies war ein oft praktizierter Vorgang und durchaus üblich um Sklaven zu motivieren und bei der Stange zu halten. Denn auch nach der Freilassung waren sie ja nicht rechtlich gleichgestellt und auch weiterhin ihren Patron verpflichtet. Dies war natürlich für einen Sklaven in reichen Haushalt, der dem Herren als Geschäftsführer oder Hauslehrer diente, sehr viel wahrscheinlicher als für einen Sklaven in einen Steinbruch oder Plantasche. Aber auch für diese war es nicht ausgeschlossen.

Doch in den USA war die Freilassung eine äußerst seltene und in den meisten Bundesstaaten auch rechtlich sehr erschwerter Vorgang. Vor allem nach dem Nat Turner Aufstand 1831, wurden die Gesetzte noch einmal massiv zu Ungunsten der Sklaven geändert. Sodass eine Freilassung kaum noch in der Lebenswelt der Sklaven eine realistische Option war.
 
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Dieser Artikel der Enzyklopedia Britannica gibt einen kurzen Überblick über Douglass Biographie und seine Werke, auch mit Verweisen zu Essays über Douglass Werk, über sein Leben in Massachusetts als Abolitionist und auch über seine Bekanntschaft mit und sein Verhältnis zu John Brown.

Seine erste Biographie The Narrative of the Life of Frederick Douglass an American Slave-written by himself habe ich gemeinfrei im Internet gefunden. Wenn Interesse besteht, kann ich dir die per PN zusenden, ich brauche allerdings etwas Zeit, bis ich sie gefunden habe.

Die anderen Biographien My Bondage and my Freedom und die letzte: The Life and Times of Frederick Douglass gibt es u. a. bei Youtube.

Von seinen Biographien halte ich die letzte für die bei Weitem beste. Als Douglass die erste schrieb, war er noch völlig unbekannt. Bei einer Abolitionisten-Versammlung in Nantucket forderte ihn William Lloyd Garrison auf, ein paar Worte zu sprechen. Douglass eroberte das Publikum sofort, und es gab Kritiker, die behaupteten, dass Douglass eine sprachliche Finesse besaß, die ein ehemaliger Sklave nie besitzen könne. Als Antwort darauf schrieb er die erste Biographie. Da existierte die Sklaverei noch, und man merkt dem Buch die ungeheure Wut gegen die Institution und gegen die Barbarei der Sklaverei an.

Als er die letzte Biographie schrieb, da war Douglass als Autor weltbekannt und berühmt. Die Sklaverei gehörte der Geschichte an, und einige Jahre vor seinem Tod hatte Douglass mehr Distanz zu den Ereignissen, er ist weiser und abgeklärter geworden, so dass er auch den negativen Charakteren mehr Gerechtigkeit erweisen kann.

Seinen Herrn und mutmaßlichen Vater Aaron Anthony beschrieb er in seiner 1. Biographie als einen äußerst grausamen und brutalen Menschen. Die Beschreibung wie Captain Anthony Douglass Tante oder Cousine Hesther misshandelt ist eine der eindrucksvollsten Szenen der Biographie. In The Life and Times of Frederick Douglass beschreibt er Anthony als einen unglücklichen und depressiven Menschen, der wäre er im Norden aufgewachsen, in einer Gesellschaft mit sozialer Kontrolle und anderen Werten sich nie zu einem Monstrum entwickelt hätte.

In der ersten Biographie empört ihn noch, dass Hugh Auld ihn um seinen Lohn betrog und ihm verbot Lesen und Schreiben zu lernen, und er betonte, dass Sophia Auld sich in eine Tigerin verwandelte.

Am Ende seines Lebens war er der Meinung, dass es nicht der üble Charakter der Menschen , sondern vor allem der üble Charakter der Sklaverei war, der sie so handeln ließ wie sie es taten. Er erinnert sich, dass Sophia es war, die ihm die ersten Buchstaben beibrachte und Hughs Verbot ihn erst richtig motivierte, es zu lernen. Er schrieb auch, dass Hugh Auld niemals grausam oder brutal zu ihm war und es bei Aulds immer genug zu essen gab.

Bei Thomas Auld fiel ihm in der 1. Biographie nicht eine einzige gute Tat ein. In der letzten erkannte er an, dass Thomas Auld ihn nicht in den Süden verkaufte, obwohl man ihn im Verdacht hatte, an der Flucht eines Sklaven beteiligt zu sein. (Douglass hatte diesem einen Pass geschrieben), und es war bekannt, dass Douglass sich selbst Lesen und Schreiben beibrachte.

Der letzten Biographie merkt man auch an. dass der Autor sich in der Zwischenzeit enorm weitergebildet hatte.

 
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