Einen Hinweis würde ich aber gern anbringen:
Mit "kann man erkennen" hast Du in Bezug auf Rostow schon vorsichtig formuliert.
Mein Hinweis bezog sich - in der Erinnerung - auf Meier. Aus meiner Erinnerung wurde das Modell von Rostow häufiger als "Antwort" auf Marx in der Literatur zur Entwicklungspolitik bewertet, auch deswegen, weil er an manchen Punkten Ähnlichkeiten zu ihm aufwies. In der Ausgabe von 1976 (!!!!) schreibt er zum Phasenmodell von Rostow:
"At one extreme, Adam Smith referred to the sequence of hunting, patoral, agricultural, commercial, and manufacturing stages. At the other, Karl Marx related Hegel`s thesis, antithesis, and synthesis to the Marxian stages of feudalism, capitalism, and socialism. Most recently, Professor Walt Rostow attempted to generalize "the sweep of modern economic history in a set of stages of growth....(Meier, S. 79)
Zusätzlich hatte ich wohl im Hinterkopf auch, dass sich die westliche Moderne in ihren wirtschaftlichen und technologischen Erfolgen vergewisserte, das Richtige richtig getan zu haben. Sie setzten sich ihre Denkmäler in der Form des Eifelturms, von Crystal Palace oder ließen die "Weiße Flotte" um die Welt dampfen. Und demonstrierten so auch symbolisch, dass sie die "Moderne" auf ihrer Seite hatten.
Damit konnten die Exponenten der westlichen Moderne, im Sinne eines Hegel`schen Rationalismus - vernunftsbezogen - in Bezug auf die eigene geschichtlichen Entwicklung und im Sinne des sozialdarwinistisch interpretierten Darwin, eine Ideologie formulieren, die sie als überlegen gegenüber dem restlichen Teil der Welt erscheinen ließ.
Vor diesem Hintergrund hatte ich die Übertragung der Vorstellungen von Rostow auf die Entwicklungspolitik interpretiert, die den Ländern versprach, wenn ihr unser Modell imitiert, dann seid ihr auch erfolgreich. Nicht im Sinne einer generellen Diskussion seiner Arbeit.
Und damit die positive und unidirektionale Sicht der westlichen Moderne auf die Länder der 3. und 4. Welt im Rahmen eines derartigen Entwicklungsparadigmas zur stufenweisen Entwicklung übertrug.
Das führt dann sicherlich in das sehr komplexe Thema, welche philosophischen Bezüge das Weltbild der westlichen Moderne geprägt haben. Und der Bezug auf Rostow sollte - auch als These - nur ausdrücken, dass sich die ökonomische Theorie auch in diesen Weltbildern bewegt und als Bezugpunkte nimmt.
Wie zuletzt auch - m.E. - auch bei Acemoglu: Why Nations fail zu sehen.
Acemoglu, Daron; Robinson, James A. (2012): Why nations fail. The origins of power, prosperity and poverty. London: Profile Books.
Meier, Gerald M. (1976): Leading issues in economic development. 3. Aufl. New York: Oxford University Press.