Neue archäologische Entdeckungen

Das Schwert ist in hervorragendem Zustand:

In der Tat, das wirkt ja wirklich so, als könnte es direkt wieder zum Einsatz gebracht werden. Ich war erst irritiert, weil wesentlich jüngere Metallfunde aus der Römerzeit wesentlich schlecher erhalten sind. Aber die Waffen und Rüstungen der Römer waren aus Eisen, während das hier gefundene Schwert aus Bronze ist (ist ja schließlich aus der Bronzezeit).
 


Innerhalb des sensationellen Fundes noch ein weiterer sensationeller Fund - Globaliserung vor 4000 Jahren:

Die Archäologen machten jedoch noch einen weiteren sensationellen Fund: Sie entdeckten eine Glasperle im Inneren eines Grabes. Eine Untersuchung habe ergeben, dass diese aus Mesopotamien, dem heutigen Irak, stammte. „Diese Perle hat vor vier Jahrtausenden eine Strecke von rund 5000 Kilometern zurückgelegt“, sagte Forschungsleiter Cristian van der Linde.​
 
Das möglicherweise älteste bekannte Fragment eines Buches in Kodex-Form (statt einer Rolle) wurde identifiziert: Vermutlich ältestes Fragment eines Buches entdeckt

Zeichnungen in einer Höhle werden Neandertalern zugeordnet: Älteste Zeichnungen von Neandertalern gefunden
(Ich frage mich allerdings, wie sicher man sich wirklich sein kann, dass der moderne Homo sapiens erst 3000 Jahre nach dem spätestmöglichen Termin - und wie sicher dieser ist - für die Entstehung der Zeichnungen in Westeuropa auftauchte. Mag sein, dass man keine älteren Fossilien von ihm in der Region gefunden hat, aber das schließt doch nicht mit Sicherheit seine frühere Anwesenheit aus.)

Und die ältesten bekannten Pesttoten Österreichs: Ältesten Pesttoten Österreichs identifiziert
 
Aus dem verlinkten Tagesschaubeitrag:

"Die Sensation ist, dass es nicht nur zehn Skelette sind, die wir hier gefunden haben", sagt Grabungsleiter Harald Rosmanitz. "Sondern, wenn man das auf die gesamte Fläche hochrechnet, sprechen wir hier von 1000 bis 1500 Bestatteten." Das mache den Fund so interessant, denn ein solches Dorf habe normalerweise keine 1500 Menschen innerhalb von zwei bis drei Generationen bestattet. "Daher wissen wir: Hier war etwas Wichtiges gewesen, das relativ abrupt geendet hat. Es gibt keine Schriftquellen dazu. Bei gut 1000 Bestatteten hätte man schon eine Urkunde verfassen können."
Das ist, muss man leider sagen, Unsinn. Eine Urkunde ist ein Rechtsakt, meistens ein Privileg oder eine Schenkung.

Ich finde es auch etwas früh, wenn die Grabungen, wie es im Text heißt „In den vergangenen Wochen“ erst war. Es „wurden […] 29 historische Gräber entdeckt und freigelegt.“ Es mögen ja tatsächlich 1000 bis 1500 Bestattete sein, die hier liegen, aber dann sollte man doch erst mal schauen, ob die tatsächlich zeitgleich in den Boden kamen, oder über einen längeren Zeitraum. In Eltville (5. - 8. Jhdt.) hat man auch ca. 800 Bestattungen, Lauchheim (5. - 7. Jhdt.) 1300 Bestattungen.
 
Urkunde wird aber leider von einigen auch als Synonym für Schriftquelle genutzt.
Der Mann ist Archäologe und (Kunst-)Historiker. Als solcher sollte er a) den Unterschied zwischen Urkunden und historiographischen Quellen kennen und b) wissen, was er aus der Karolingerzeit an schriftlicher Quellenüberlieferung zu erwarten hat. Die meist annalistischen Quellen berichten i.d.R. kaum mehr als die Großereignisse eines Jahres, und wo der Herrscher Weihnachten und Ostern verbracht hat. Und ich gehe davon aus, dass er das weiß. Ich habe bei solchen Äußerungen immer den Verdacht, dass es sich um Marketing handelt.
 
Ich habe solchen Unsinn schon von zig Archäologen und Historikern gehört und gelesen. Einige meinen sogar, dass es statt Denkmal die korrekte Übersetzung von Monument sei.
 
Eigentlich unterscheidet man in der Geschichtswissenschaft zwischen Traditions- und Überestquellen.
Traditionsquellen werden auch Monumente
Überrestquellen auch Dokumente
genannt.
Eine Urkunde (Diplom > die Hilfswissenschaft dazu Diplomatik, die bitte nicht mit Diplomatie verwechselt wird) vereint sowohl Elemente des Monuments als auch des Dokuments, auch wenn man Urkunden wohl eher in den Bereich der Überrestquellen einordnen würde, gleichwohl sie auch traditionsquellenähnliche Funktionen haben. Und bei Urkundenfälschungen (etwa der konstantinischen Schenkung) könnte man tatsächlich fragen, ob man diese nicht besser als Monumente einstufen müsste.
 
Du wirst aber damit leben müssen, dass diese Terminologie immer wieder missachtet wird. Kritisiere ich ja auch. Aber der Grund liegt eben nicht in Korruption oder was immer du da andeuten willst.

Dir ist zudem sicher die 'Bodenurkunde' bekannt. Da das kein ausgegrabenes Diplom ist, ist da sowieso knirschen zwischen den Begriffen von Archäologie und historischer Wissenschaft.
 
Aber der Grund liegt eben nicht in Korruption oder was immer du da andeuten willst.
Ich sprach von Marketing. Marketing ist legitim. Korruption ist ein Verbrechen. In welche Richtung das Marketing auch immer geht: Tourismus- und Kulturmarketing oder auch im übertragenden Sinne, zur Drittmitteleinwerbung, das ist legitim. Nur Unsinn labern mag ich nicht, auch wenn das Motiv legitim ist.

Dir ist zudem sicher die 'Bodenurkunde' bekannt.
Nur ohne -ur-. Aber darum geht es ja nicht. Der Grabungsleiter wird zitiert mit: man habe „schon eine Urkunde verfassen können“.
  • wie schon gesagt, ist eine Urkunde ein Rechtsakt
  • es handelt sich um eine seltsame Erwartung für einen Historiker (auch wenn er in erster Linie Archäologe ist) in Bezug zur schriftlichen Überlieferung der Karolingerzeit
  • bisher sind 29 Bestattungen gesichert. Der Mann unterstellt, dass das Gräberfeld 1000 - 1500 Bestattungen enthalte (was ich ihm aufgrund seiner archäologischen Expertise durchaus als möglich zuzugestehen bereit bin), da die Grabungen erst wenige Wochen her sind, ist wohl kaum davon auszugehen, dass die 29 Bestattungen zeitgleich passiert sind, zumindest ist von keinem Ereignis die Rede. Auch andere Gräberfelder haben vergleichbare Größenordnungen (und zwar gesichert und nicht bloß - wenn auch begründet - gemutmaßt) auch dazu gibt es keine Quellen - wieso auch? Wenn wir von normalen Belegungszeiträuen (mehrere Jahrhunderte) ausgehen und nicht von einem katastrophalen Ereignis (etwa eine Schlacht), dann verwundert die an den Tag gelegte Verwunderung schon.
 
Da weitest du aus. Ich wies nur auf abweichende Verwendungen von Begriffen hin, woraus ich nur entweder auf eine gewisse Ignoranz oder abweichende Ansichten schließe, nicht auf finanzielle Interessen.
 
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